-VOID-

Im Oktober 1960 springt der Maler Yves Klein aus dem Fenster einer Wohnung in Paris. Dieser Sprung in die Leere (Saut dans le vide), dokumentiert auf einer Fotografie von Harry Shunk, geht in die Analen der Kunstgeschichte und in die Mythologie der Performancekunst ein. Klein inszeniert den Sprung als Beweis der Überwindbarkeit der Materialität von Kunst. Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass die Fotografie eine Montage ist. In der padoxen Funktion von Beweis und Fälschung ist die Fotografie die spektakuläre Manifestation einer Strategie, mit der Klein versuchte, dem Materialitätsfetischismus des Kunstmarktes zu begegnen. Diese Fotografie nehmen die Berliner Performancekünstler Jochen Roller und Florian Feigl als Ausgangspunkt für ihr Projekt void. Sie führen die Zuschauer durch eine Galerie ihrer Gedanken zur Materialität von Kunst. Aus Sehnsucht nach Überwindbarkeit derselben probieren sie Möglichkeiten aus, erfinden Geschichten, konstruieren Kausalitäten und entwerfen Utopien. Sie plädieren dafür, ästhetische Erfahrung an die Stelle materieller Wertschöpfung zu setzen. In der zeitgenössischen Mitte von Berlin gehen sie den Spuren der Immaterialität nach, in einem Wechselspiel von Täuschung und Enttarnung. Die Performance ist kunsthistorische Führung, diskursiver Parcours, Séance und konspiratives Treffen in einem. Kleins Behauptung, immaterielle Kunst schaffen zu können, um damit die Präsenz des Abwesenden zu zeigen, kommentieren Feigl und Roller mit dem Versuch, immateriellen Gewinn zu generieren.

Premiere: 25.08.2010, Sophiensaele Berlin

-Void-

von und mit: Jochen Roller, Florian Feigl
Lichtdesign: Henning Streck
Bauten: Darryll Roller
Produktionsleitung: DepArtment / Harriet Lesch, Katharina von Wilcke
Eine Produktion von Jochen Roller und DepArtment in Koproduktion mit Sophiensaele. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.

Fotos: Marcus Lieberenz